Im Winter wird die Wärmeenergie der einstrahlenden Sonne genutzt und
gehalten. Dazu muss man wissen: Im Winter bringt die Sonne 60 Prozent
mehr Energie auf die senkrechten Scheiben als im Sommer, da der Ein-
strahlwinkel nur zwischen 18 und 30 Grad liegt (gegenüber 60 Grad im Sommer). Im Winter wird die Sonne also bei geöffnetem außenliegendem
Sonnenschutz für den Energieeintrag genutzt, die Sonnenstrahlen unterstützen die Heizung. Der innenliegende Sonnenschutz wird als Blend-
schutz eingesetzt und macht die einfallende Sonnenenergie nutzbar. Der
innenliegende Sonnenschutz dient auch der höheren Behaglichkeit.
Geschlossene Anlagen können die aus dem beheizten Raum kommenden
Infrarotstrahlen reflektieren, während eine von innen her ungeschützte,
weil kalte Fensterscheibe diese Infrarotstrahlung verhindert.
Nachts wird durch Schließen des äußeren Sonnenschutzes die Wärme besser im Raum gehalten. Bei Außenjalousien oder Rollläden sollte man dann auch möglichst helle Lamellen einsetzen. Beste Lösung also für die Winternacht: Die außenliegende Schutzanlage sowie die innenliegende Fensterdeko sind geschlossen, wodurch auf den beiden Scheibenseiten zwei stehende Luftschichten entstehen. Denn bei Kälte wirken Fenster und Glasflächen teilweise wie Wärmebrücken. Stehende Luftpolster zwischen Fenster und dicht geschlossenem Sonnenschutz sorgen hier für eine Wärmedämmung. Das Luftpolster verhindert die Zirkulation der Luft und somit den Wärmetransport durch Konvektion. Dieses Prinzip funktioniert sowohl bei außenliegendem als auch bei innenliegendem Sonnenschutz. Am deutlichsten ist dieser Effekt im Außenbereich beim Rollladen und im Innenbereich bei schienengeführten Rollos oder Verdunkelungsanlagen. Bei der Kombination von Rollladen und innenliegendem Sonnenschutz kann bis zu 10 Prozent der Heizenergie eingespart werden. Dies führt auch bei privaten Haushalten zu einer spürbaren finanziellen Entlastung.
Möglichst dunkle Sonnenschutzbehänge dienen tagsüber nicht nur als
Blendschutz, sondern absorbieren auch die Solarstrahlung und geben
Wärme in den Raum ab. Besonders Nachts verlieren Gebäude, die unge-
schützt gegen den klaren, kalten Himmel strahlen, viel Energie
(physikalisches Prinzip des "Strahlungsaustausches von Körpern").
Innen und außen montierte Sonnenschutzsysteme wirken hier wie ein
Schirm und verringern den Strahlungsaustausch deutlich.
Fazit: Ausschließlich die Kombination von innenliegendem und außen-
liegendem Sonnenschutz kann also diese unterschiedlichen Energieströme
am Fenster steuern und energieeffizient nutzen.
In umfangreichen Tests des Frauenhofer-Instituts wurden die energetischen Einsparpotenziale ausgewählter Produktgruppen als zusätzlichen Wärmeschutz während der Nacht untersucht. Getestet wurden dabei Rollo, Plissee, Wabenplissee, Flächenvorhang und Vertikallamellen. So konnte bei allen Produkten ein zusätzlicher Wärmedurchlasswiderstand erziehlt werden - je nach Produkt zwischen 0,12 und 0,36m²K/W.
Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) - ein Maß dafür, wie viel Wärmeenergie je Zeiteinheit durch einen Quadratmeter eines Bauteils hindurch geht - wurde deutlich verbessert. Je niedriger der U-Wert, desto besser die Wärmedämmung. Beste Ergebnisse erziehlte hierbei nun das Kammerplissee mit einer Reduzierung des U-Wertes um 50 Prozent! Basis der Messung war eine Isolierverglasung mit dem Ug-Wert 2,8 W/m²K: Reduktion des U-Wertes also auf 1,4 W/m²K. Über Simulationsrechnungen wurde dann ermittelt, dass bei einem Einfamilienhaus eine Verringerung des Jahresnutzwärmebedarfs um bis zu 7 Prozent möglich ist. Somit wurde bewiesen, dass der innenliegende Sonnenschutz, neben der Funktion des
Blendschutzes und der Verringerung sommerlicher Überhitzung, auch im
Winter ein enormes Energieeinsparpotenzial besitzt.
Im Sommer können Räume ohne modernen Sonnenschutz schnell über-
hitzen. Sonnenstrahlen dringen durch die Scheiben und wandeln sich in
Wärmeenergie. Die Luft heizt sich auf. So kann zum Beispiel eine Zeitspanne von 13 Tagen Sommersonne ohne Sonnenschutz bei einem Gebäude mit starker Südausrichtung eine Raumtemperatur von bis zu 42 Grad Celsius verursachen. Mit innenliegendem Sonnenschutz werden durch hoch reflektierende Oberflächen die Energiedurchlasswerte am Fenster um bis zu 22 Prozent verbessert, d.h. es dringen nur noch 60 Prozent der Sonnenwärme in den Raum ein (Basis DIN 4108 Glas G=0,72, U=1,6).
Hiermit wird ein angenehmes Raumklima erziehlt und eine Überhitzung
verhindert. Werden Räume aktiv über Klimaanlgen gekühlt, sind mit Hilfe
von innenliegendem Sonnenschutz Energieeinsparungen in großem Umfang möglich, da die Klimaanlage gedrosselt werden kann. Untersuchungen zeigen, dass moderne Sonnenschutzsysteme den Kühlenergiebedarf bis zu 85 Prozent reduzieren können. Sonnenschutz im Sommer heißt also Raumkühlung ohne Stromkosten. Insgesamt ist durch
modernen Sonnenschutz im Gebäude eine Energieeinsparung von bis zu
25 Prozent möglich. Und die ESCORP-EU25-Studie der Europäischen
Sonnenschutz-Organisation belegt, dass durch dass Energiesparpotenzial
im Sommer und Winter der Energieverbrauch in Europa so stark gesenkt
werden kann, dass sich 111 Millionen Tonnen CO2 einsparen ließen.
Professor Hauser vom Frauenhofer-Institut resümiert deshalb: Wer etwas
für das Weltklima tun möchte, installiere Sonnenschutz. Der Wirkungsgrad
von Rollläden und Sonnenschutzprodukten ist letztendlich aber auch vom
Nutzerverhalten abhängig: Werden sie nicht immer rechtzeitig betätigt,
sind Energieverluste nicht zu vermeiden. Ein optimaler Wirkungsgrad lässt
sich mit Motor und automatischer Steuerung erreichen. Zeitschaltuhren
oder Wettersensoren sorgen für optimierte Betätigungsabläufe.
Und gerade auch innenliegende Anlagen lassen sich steuern.
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von: Fachschrift-Verlag, Zeitschrift
Bauen & Renovieren, Ausgabe 3/4 2010.